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Bauen im Bestand als architektonisches Thema einer Mehrzweckhalle

Ingerkingen, Baden-Württemberg

Die Modernisierung und Erweiterung der Mehrzweckhalle in Ingerkingen setzt neue Maßstäbe für den Erhalt von Baukultur und die multifunktionale Nutzung öffentlicher Räume. Mit einem innovativen Tragwerkskonzept und maximalem Bestandserhalt wurde ein zukunftsfähiger Ort für Sport, Kultur und Gemeinschaft geschaffen.

Steckbrief

  • Auftraggeber/Bauherr

    Gemeinde Schemmerhofen
    Rathausstraße 2
    88433 Schemmerhofen

  • Architektur

    Atelier Kaiser Shen
    Alexanderstraße 11
    70184 Stuttgart
    https://atelierkaisershen.de/

  • Tragwerkplanung

    str.ucture GmbH
    Lindenspürstr. 32
    70176 Stuttgart

  • Bauphysik

    GN Bauphysik Finkenwerder + Kollegen
    Bahnhofstraße 27
    70372 Stuttgart

  • Standort

    Schlägweidestraße 2
    88433 Schemmerhofen

 vorhernachher
BaujahrErsterrichtung 1964, Erweiterung 2001aktuelle Sanierung 2024
NutzungSchulsport, VeranstaltungsortSchulsport, Veranstaltungsort
Energiebedarf -212,00 kWh/(m²⋅a)
Brutto-Grundfläche (BGF)1.598 m²1.584 m²
Netto-Raumfläche (NRF)1.330 m²1.338 m²
Brutto-Rauminhalt (BRI)4.928 m³7.921 m³

  • Klimaschonende Bauweise und Energie

    Innovatives Tragwerk: Ein neu entwickelter, einhüftiger Zweigelenkrahmen ermöglicht den Erhalt von 60 % der Bestandsstruktur trotz größerer Spannweiten.

    Low-Tech-Ansatz: Der Energiebedarf wird durch eine nutzungsorientierte Raumtemperierung, Lüftung und Beleuchtung reduziert. Eine Nachtauskühlung schützt vor Überhitzung im Sommer.

    Effiziente Energieversorgung: Eine PV-Anlage auf dem Süddach deckt einen Großteil des Energiebedarfs der Halle sowie weiterer umliegender Gebäude.

  • Gebäudequalität im Lebenszyklus

    Lebenszykluskostenanalyse: Variantenvergleiche zeigten die wirtschaftlichen Vorteile der Sanierung gegenüber einem Ersatzneubau – ein Modell für vergleichbare Hallen in Deutschland.

    Erinnerungswert erhalten: Der Bestand wurde nicht nur funktional integriert, sondern bleibt durch unterschiedliche Oberflächentexturen auch architektonisch ablesbar.

    Flexible Nutzung: Durch flexible Raumkonzepte und intensive Einbindung der Nutzer*innen sowie Berücksichtigung verschiedener Nutzungsszenarien wurde eine hohe Auslastung sichergestellt.

  • Zirkularität und Baustoffe

    Sortenreiner Rückbau: Schadstoffe wurden entfernt und wartungsfreundliche Konstruktionen gewählt – sämtliche Materialien und Bauteile sind demontierbar und für eine Kreislaufführung vorgesehen.

    Wiederverwendung: Rückbaumaterialien wie Holzbekleidungen oder die Sanitär- und Kücheneinrichtungen fanden regionale Weiterverwendungen. Die vorhandenen Sportgeräte wurden fachtechnisch geprüft und wiederverwendet.

    Konstruktiver Holzschutz: Auskragende Dächer, die Sockelausbildung und Opferholz stellen die Langlebigkeit des Bauwerks sicher ohne Biozide einzusetzen.

  • Blaue und grüne Infrastruktur

    Achtung des Baumbestandes:  Es wurde auf einen größtmöglichen Baumerhalt geachtet.

    Begrünung und Biodiversität: Eine Blühwiese sowie neu gepflanzte Bäume an der Südterrasse schaffen Lebensräume für Insekten und Vögel.

  • Klimaanpassung und Wasserbewirtschaftung

    Hitzeschutz: Große Dachüberstände, außenliegender Sonnenschutz und neu gepflanzte Bäume bieten effektiven Schutz vor sommerlicher Hitze.

  • Partizipation und soziale Integration

    Einbindung der Öffentlichkeit: Die Entkernung der Halle übernahmen örtliche Vereine im Ehrenamt. Baubegleitende Veranstaltungen wie regelmäßige Nutzer*innenabstimmungen bis hin zu einem „Tag der offenen Tür“ machten den Modernisierungsprozess transparent.

    Multifunktionales Zentrum: Die Halle vereint Sport, Kultur und Gemeinschaft mit flexiblen Räumen für Vereinsarbeit, Veranstaltungen und kulturelle Treffpunkte.

    Barrierefreiheit: Rampen und ein Aufzug sichern die Zugänglichkeit für alle Nutzergruppen. Barrierefreie Umkleiden mit Duschen und WC-Anlagen ergänzen die Nutzungsfreundlichkeit. 

    Mobilität: Mehrere attraktiv gelegene Fahrradstellplätze sowie eine überdachte Bushaltestelle vor der Halle sind vorhanden.

Mit der Mehrzweckhalle Ingerkingen wurde ein Zentrum für Sport und Kultur geschaffen, das seine Geschichte ablesbar erhält. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, dass sich anspruchsvolle Architektur auch im Bestand umsetzen lässt und dabei günstiger als ein Ersatzneubau seien kann.