
Integratives Familienzentrum
Dresden, Sachsen
Die Umnutzung einer ehemaligen Schokoladenfabrik in Dresden-Johannstadt zu einem integrativen Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbundes zeigt eindrucksvoll, wie durch ressourcenschonendes Planen auch mit geringem Budget ein multifunktionaler Ort geschaffen werden kann. Die Fabrikhalle wurde zu großem Teil erhalten, zur Schaffung eines Innenhofs geöffnet und behutsam ergänzt. Die Historie bleibt durch den Erhalt des Schornsteins als charakteristisches Merkmal und ein sichtbares Ineinandergreifen aus unverputzten oder geschlämmten Bestandsoberflächen und neuen Baustoffen ablesbar.
Steckbrief
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Auftraggeber/Bauherr
Deutscher Kinderschutzbund e.V.
Ortsverband Dresden
Lili-Elbe-Straße 7
01307 Dresden -
Architektur
Alexander Poetzsch Architekturen
Königsbrücker Straße 37
01099 Dresden
https://alexanderpoetzsch.de/ -
Projektsteuerung
Ingenieurbüro Ulrich Röder
Loschwitzer Straße 31
01309 Dresden -
Tragwerkplanung
ICL Ingenieur Consult GmbH
Königsbrücker Straße 49
01099 Dresden -
Bauphysik
Graner Ingenieure GmbH
Waldstraße 86
04105 Leipzig -
Standort
Lili-Elbe-Straße 7
01307 Dresden
vorher | nachher | |
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Baujahr | Ersterrichtung um 1900 | aktuelle Sanierung 2023 |
Nutzung | Industrie | Verwaltung, Kinderbetreuungseinrichtung |
Energieeffizienzklasse | - | C |
Energiebedarf | - | 92,00 kWh/(m²⋅a) |
Brutto-Grundfläche (BGF) | 1.870 m² | 1.927 m² |
Netto-Raumfläche (NRF) | 1.557 m² | 1.927 m² |
Brutto-Rauminhalt (BRI) | 7.267 m³ | 6.595 m³ |
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Klimaschonende Bauweise und Energie
Erhalt und Aufstockung: Möglichst viel der ursprünglichen Bausubstanz wurde sichtbar gelassen, ergänzt durch eine Aufstockung in Holzbauweise, die nur den notwendigen Raumbedarf deckt.
Langlebige Bauprodukte: Bei der Materialwahl wurde auf ressourcensparende und langlebige Baustoffe geachtet, um den Energiebedarf im Betrieb langfristig zu minimieren.
Low-Tech: Das Gebäude verzichtet auf aufwendige Gebäudetechnik und setzt stattdessen auf natürliche Belüftung und einfache, wartungsarme Lösungen.
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Gebäudequalität im Lebenszyklus
Flexibilität: Der Innenraum wurde durch Leichtbauwände flexibel gestaltet, um zukünftige Nutzungsänderungen zu erleichtern.
Wartungsverträge: Diese gewährleisten einen effizienten Betrieb der Technik und sichern langfristige Nachhaltigkeit.
Dokumentation: Alle relevanten Planungsunterlagen sowie Materialpässe und Rückbauanleitungen wurden umfassend dokumentiert.
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Zirkularität und Baustoffe
Wiederverwendung: Abgebrochene Ziegel und bestehende Bauteile wie Tore und Fenster wurden aufgearbeitet und neu eingebaut.
Regionale Materialien: Sandstein und Kies aus der Region wurden für den Sockel und den Außenbereich verwendet.
Kreislaufgerechtes Bauen: Neue Innenwände sind so konzipiert, dass sie aus langlebigen Materialen bestehen und im Grundriss verändert werden können.
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Blaue und grüne Infrastruktur
Begrünung und Biodiversität: Das Flachdach und Fassaden wurden begrünt und mit Nistkästen für Vögel und Fledermäuse ausgestattet. Im Innenhof wurden klimaangepasste Bäume gepflanzt und Beete angelegt.
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Klimaanpassung und Wasserbewirtschaftung
Hitzeschutz: Eine Fassadenbegrünung sowie Rollläden sorgen für ein angenehmes Raumklima und reduzieren sommerliche Überhitzung.
Resilienz: Alle Maßnahmen berücksichtigen zukünftige Klimabedingungen und sichern eine langfristige Widerstandsfähigkeit gegen Extremwetter.
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Partizipation und soziale Integration
Anwohnende einbezogen: Über einen Planungswettbewerb und Berichterstattung in der örtlichen Presse wurden Anwohnende informiert und beteiligt.
Multifunktionale Nutzung: Das Gebäude beherbergt eine Beratungsstelle, Verwaltungs- und Konferenzräume, eine Bibliothek, einen Jugendclub und eine therapeutische Wohngemeinschaft. Die Stellplatzfläche dient gleichzeitig als Basketballfeld.
Barrierefreiheit: Alle Stockwerke sind durch einen Aufzug erschlossen, wichtige Räume sind barrierefrei erreichbar und barrierefreie WCs stehen zur Verfügung.
Mobilität: Fahrradstellplätze wurden im Innenhof und in einem Außenraum bereitgestellt und eine Ladesäule für Elektroautos eingerichtet.
Mit der behutsamen Kombination aus Bestandserhalt, Aufstockung und klimabewusster Gestaltung ist dieses Projekt ein inspirierendes Beispiel für nachhaltige Umnutzung im urbanen Raum mit einem sozialen Mehrwert.