
Collegium Academicum - Gemeinschaftliches Wohnen mit Zukunft
Heidelberg, Baden-Württemberg
Das „Collegium Academicum“ in Heidelberg zeigt, wie durch einen partizipativen Planungsprozess selbstbestimmte Wohnformen geschaffen werden können, die Ressourcen schonen, die Gemeinschaft stärken und Umweltbewusstsein fördern.
Steckbrief
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Auftraggeber/Bauherr
Collegium Academicum GmbH
Plöck 93
69117 Heidelberg -
Architektur
gerstner + hofmeister architekten PartG mbB
Theaterstraße 7
69117 Heidelberg
https://gerstner-hofmeister.de/ -
Standort
Ossip-Mandelstam-Str. 1
69126 Heidelberg
vorher | nachher | |
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Baujahr | Ersterrichtung 1940 | aktuelle Sanierung 2024 |
Nutzung | Verwaltung | Wohnen, Gemeinschaft |
Energiestandard | - | BEG WG EH 55 |
Brutto-Grundfläche (BGF) | 2.770 m² | 2.839 m² |
Netto-Raumfläche (NRF) | 2.110 m² | 2.256 m² |
Brutto-Rauminhalt (BRI) | 11.460 m³ | 11.800 m³ |
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Klimaschonende Bauweise und Energie
Modernisierung auf KfW55-Standard: Die Umweltwirkungen von zusätzlichem Dämmmaterial wurden gegen die eingesparten Emissionen im Betrieb abgewogen, woraufhin der Dämmstandard während des Projekts noch einmal angehoben wurde.
Reduzierter Energiebedarf: Der am Gebäude erzeugte Solarstrom versorgt die Hausgemeinschaft in einem Mieterstrommodell.
Das eigene Verhalten überprüfen: Regelmäßige Umweltbildungsangebote sensibilisieren die Bewohnenden für den Energiebedarf ihrer Gewohnheiten.
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Gebäudequalität im Lebenszyklus
Suffizienz erhöht die Lebensqualität: Die Wohnfläche pro Kopf wurde zugunsten von großzügigen Wohnküchen auf durchschnittlich 25 m² reduziert. Durch die Reduzierung von Verkehrsflächen wird die Fläche optimal ausgenutzt.
Flexible Grundrisse: Verbindungstüren ermöglichen das Zusammenlegen von Zimmern zu Wohngemeinschaften.
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Zirkularität und Baustoffe
Schadstoffe ausschleuse: Vor Baubeginn wurde ein Schadstoffkataster erstellt, das baubegleitend fortgeschrieben wurde. Der Erfolg der Sanierung wurde mit einer Raumluftmessung nachgewiesen.
Der Stroh-Standard: Trockenbauplatten aus gepresstem Stroh binden CO₂ und bedingen keine Nahrungsmittelkonkurrenz.
Verwenden was schon da ist: Schiebetüren, Schieferplatten, Ziegelsteine, Treppenstufen, Außenleuchten und vieles mehr wurden wiederverwendet.
Kreislauffähigkeit: Beim Bauen wurde auf eine hohe Rückbau- und Wiederverwendbarkeit der Bauteile geachtet.
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Blaue und grüne Infrastruktur
Biodiversität am Standort: Interaktive Außenanlagen mit heimischen Pflanzenarten, Nisthilfen, Winterquartieren für Amphibien und Reptilien aber auch einer Grillecke, Permakulturbeeten und einer Tischtennisplatte maximieren den Nutzen für Mensch und Umwelt.
Biodiversität in der Lieferkette: Die Flächennutzungsänderung durch die eingesetzten Baustoffe wurde als Indikator für die Auswirkung auf die Biodiversität an Produktionsorten analysiert.
Grün- und Blauräume: Es entstanden biodiversitätsfördernde Staudenbeete und Wiesenflächen mit weitgehendem Erhalt des Baumbestandes und Neupflanzungen. Eine 10%ige Fassadenbegrünung ist ebenfalls vorgesehen. Weiterhin wurde ein Teich mit Sumpflandschaft angelegt.
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Klimaanpassung und Wasserbewirtschaftung
Hitzeschutz: Automatische Jalousien, helle Fassadenfarben und mehrschichtige Wandaufbauten reduzieren Wärmeeinträge. Die Zellulosedämmung und geplante Fassadenbegrünung verbessern den sommerlichen Wärmeschutz. Der Erhalt von Bäumen sorgt für natürliche Beschattung.
Wasserbewirtschaftung: Die Entsiegelung und versickerungsfähige Oberflächen fördern die Regenwasserversickerung. Eine Rigole (40 m³) reduziert Starkregenfolgen. Regenwasser aus einer Zisterne wird für das Gebäudeensemble genutzt.
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Partizipation und soziale Integration
Partizipativer Planungsprozess: Die späteren Bewohnenden brachten sich in die mit Ideen und Eigenleistung in die Planung und die Umsetzung ein. Auch die Nachbarschaft wurde einbezogen, z. B. mit einem Aktionstag „Wegen Sanierung geöffnet“.
Sozialverträgliche Mieten: Durch das gemeinwohlorientierte Modell im Mietshäusersyndikat bleibt Wohnraum langfristig bezahlbar und selbstverwaltet.
Inklusion und Durchmischung: Flexible Gemeinschaftsräume und eine barrierefreie Gestaltung des Altbaus fördern die Nutzung durch verschiedene Altersgruppen, Inklusion und das soziale Miteinander.
Das Collegium Academicum ist ein lebendiger Beweis dafür, dass mit Mut zur Veränderung, Gemeinschaftssinn und einem konsequent ökologischen Anspruch zirkuläres Bauen, ein durchdachtes Energiekonzept, Suffizienz, Biodiversität und soziale Gerechtigkeit unter einem Dach vereint werden können.